Wintersport vs. Klimawandel

24
Apr 2024
Von
Julia Fischer
Lesezeit
5
Min

Geröll statt Gletscher, Schotter statt Schnee. Winter gibt's bald keine mehr bei uns, auch nicht in den Bergen: Das sagen uns zumindest die Klimaforscher*innen. Über die letzten Jahrzehnte ist der Trend eindeutig zu beobachten: Es wird wärmer, die Schneemenge nimmt ab. Wenn es weniger Naturschnee gibt, müssen die Skigebiete mit Kunstschnee nachhelfen. Der Klimawandel wirkt sich also auf das Skifahren aus. Aber welchen Einfluss hat das Skifahren auf den Klimawandel?

Wintersport vs. Klimawandel
Der Klimawandel ist an wenigen Orten so gut sichtbar, wie in den Bergen.

Wie kann Wintersport im Einklang mit der Natur stattfinden?

Nirgends hat der Wintertourismus eine solch große Bedeutung wie im Alpenraum – Skifahren, Snowboarden und andere Wintersportarten sind fest in der Kultur verankert und ziehen jährlich etwa 100 Millionen Touristen an. Das hat viele positive Effekte für die Region – ist aber leider auch eine Belastung für Umwelt und Klima. Wenn es nach den Kritiker*innen geht, müsste man mit dem Wintersport eigentlich aufhören. 🏔️🌱

Mit Startups for Tomorrow waren wir im März in Innsbruck bei einer Konferenz auf dem Berg eingeladen. Und das haben wir zum Anlass genommen, uns mit der Frage zu beschäftigen:

◦ Wie können wir unsere natürlichen Ressourcen schonen und trotzdem weiterhin Spaß am Wintersport haben?

◦ Welche Innovationen und Lösungen gibt es, damit Wintersport im Einklang mit der Natur stattfindet?

CO2-Fußabdruck im Skiurlaub entscheidet

Ein Großteil der Energie in Deutschland wird nach wie vor mit fossilen Brennstoffen wie Braunkohle, Steinkohle und Erdgas erzeugt. Dabei gelangt Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Atmosphäre, ein Treibhausgas, das maßgeblich zur Erderwärmung beiträgt. Diese Energiemenge lässt sich anhand des CO2-Rechners des Umweltbundesamtes in einen Pro-Kopf-Ausstoß für fast jede Aktivität umrechnen. Im Schnitt ist jeder Deutsche für einen CO2-Ausstoß von knapp 12 Tonnen im Jahr verantwortlich. Der CO2-Fußabdruck eines Skiurlaubs hängt von folgenden Faktoren ab:

🚗 Die meisten Skifahrer reisen mit dem Auto an

85% der Alpenurlauber reisten mit dem PkW an. Die Anreise per Auto verursacht fast immer den größten Anteil an CO2-Emissionen. Ein Mittelklasseauto stößt ungefähr 200 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Je mehr Leute mitfahren, desto geringer der Pro-Kopf-Ausstoß.

🏔️ Oft kürzere Aufenthalte in der Ski-Region

Der Trend geht ganz klar dazu, häufiger kürzere Winterurlaube zu machen. In ganz Bayern hat z.B. die Zahl der Ankünfte im Winterhalbjahr seit dem Jahr 2000 um 63 Prozent zugenommen. Die durchschnittliche Zahl der Übernachtungen ist im gleichen Zeitraum aber um mehr als 20 Prozent zurückgegangen: Dauerte der durchschnittliche Winterurlaub in der Saison 2000/01 noch 3,12 Tage, waren es 2017/18 nur noch 2,47 Tage.

🏨 Die Wahl der Unterkunft macht einen Unterschied

Einen großen Einfluss auf den persönlichen CO2-Fußabdruck hat auch die Wahl der Unterkunft. Je größer das Hotel und je umfangreicher die Infrastruktur (Wellness-Bereich, Restaurants, Freizeitmöglichkeiten), desto höher der Energieverbrauch. Im Winter kommen die Heizkosten dazu. Auch beim Essen schlägt sich der Standard des Hotels nieder. Wie viele (warme) Mahlzeiten gibt es, in welchen Mengen, wie viel davon wird weggeschmissen? Wer viel Fleisch isst, hat einen größeren CO2-Abdruck als ein Vegetarier. Das gilt auch für die Verpflegung auf den Skihütten.

🎿 16 kWh Strom pro Skifahrer und Tag

Nach Angaben des Verbandes Deutscher Seilbahnen (VDS) beträgt der durchschnittliche Energiebedarf für einen Gast an einem Skitag 16 kWh, davon 4,9 kWh für die Beschneiung. Auf einen ganzen Winter gerechnet sind zur Beschneiung eines kleines Skigebiets von 20 Hektar Pistenfläche nach VDS-Angaben 240.000 kWh nötig. Neben den reinen Energiekosten stellt der Bau von Liften und Beschneiungsanlagen natürlich auch einen Eingriff in die Natur dar: Für Lifte müssen Bäume gefällt werden (die als CO2-Speicher dienen), für die Beschneiungsanlagen werden Speicherseen aus Beton angelegt und pro Hektar Kunstschnee wird jedes Jahr etwa eine Million Liter Wasser verbraucht, was in etwa dem Bedarf einer Großstadt wie Hamburg entspricht.

Welche Zukunft hat also der Wintersport? Wie hoch muss man noch gehen, um in Zukunft Skifahren zu können?

Es geht um eine Balance zwischen Mensch und Natur. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass vieles getan wird, um den Klimawandel durch Wintersport nicht zusätzlich anzuheizen. Aber da müssen wir, wie immer, auch selbst etwas tun: Mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder zumindest Fahrgemeinschaften bilden. Und uns bewusster sein, über all das, was wir tun. Auch beim Wintersport, damit wir noch lange Spaß an der Natur haben können.

Das ist schützenswert.

Quelle: br.de

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