Mikroplastik: Partikel gelangen bis ins Gehirn

12
Feb 2022
Von
Julia Fischer
Lesezeit
3
Min

Mikroplastik ist in aller Munde und das darf man wörtlich nehmen: Allein mit Leitungswasser nehmen wir 5.000 Mikroplastik-Partikel pro Jahr auf, schätzt das Verbrauchermagazin Öko-Test – im Flaschenwasser schwimmen sogar noch mehr Partikel.

Aus dem Trinkwasser direkt ins Gehirn

Jetzt legt eine Studie* nahe, dass selbst unser Gehirn nicht vor der Kontamination durch Mikroplastik geschützt ist. Für ihr Experiment hatten Wookbong Kwon vom Daegu Gyeongbuk Institut in Südkorea und seine Kollegen Mäusen sieben Tage lang Mikroplastik in Form von Polystyrol-Kügelchen oral verabreicht. Die Tiere bekamen täglich eine Dosis der mit einem Fluoreszenzmarker versehenen Partikel in drei Größen – 0,2, zwei und zehn Mikrometer Durchmesser – mit Wasser vermischt zu trinken.

Es zeigte sich: Obwohl das Gehirn eigentlich durch die Blut-Hirn-Schranke gut gegen Kontaminationen aller Art geschützt ist, gelangte das mit dem Trinkwasser aufgenommene Mikroplastik ins Gehirn. Partikel von zwei Mikrometern Durchmesser und kleiner konnten die Barriere passieren, wie die Fluoreszenz anzeigte. Die Plastikteilchen waren schon nach wenigen Tagen im Gehirn der Mäuse nachweisbar.

Anreicherung in den Mikrogliazellen

Die Forscher konnten auch ermitteln, wo im Gehirn das Mikroplastik angereichert wird: „Wir haben festgestellt, dass die Polystyrol-Partikel in den Mikrogliazellen des Gehirns abgelagert wurden“, berichten die Forscher. Die verästelten Mikrogliazellen gelten als die Abwehrzellen des Gehirns. Sie geben in Reaktion auf Erreger oder Kontaminationen Botenstoffe und Zellgifte ab und übernehmen damit eine Funktion ähnlich den Weißen Blutkörperchen im Rest des Körpers. Um herauszufinden, was die Partikel in den Mikrogliazellen bewirken, führten die Wissenschaftler ergänzende Versuche mit menschlichen Mikrogliazellen in Zellkultur durch. Nach Zugabe von Mikroplastik zeigte sich schon nach wenigen Stunden eine Anreicherung des Mikroplastiks im Zellplasma der Mikroglia. Parallel dazu nahm das Wachstum dieser Zellen ab und sie teilten sich weniger.

Entzündungs-Marker und Apoptose

„Nach der Aufnahme der Partikel durch die Zellen haben wir Veränderungen der Zell-Morphologie, der Immunreaktion und des Zelltods beobachtet“, berichten Kwon und sein Team. Konkret führte die Aufnahme des Mikroplastiks bei den Mikrogliazellen dazu, dass diese vermehrt Entzündungs-Botenstoffe wie Cytokine zu produzieren begannen. Nach einigen Tagen waren in der Zellkultur zudem vermehrt Marker-Botenstoffe für die Apoptose nachweisbar – den zellulären Selbstmord.

SO VERMEIDEST DU MIKROPLASTIK

Kaufe Kleidung aus nachhaltigen Materialen wie Baumwolle

Statt Kleidung aus Kunstfasern sollten wir besser Kleidung aus Naturfasern kaufen: Stoffe aus Baumwolle, Wolle, (pflanzlicher) Viskose, Holzfasern (Lyocell, Tencel, Modal), Leinen oder Hanf können bei der Wäsche zwar ebenfalls Fasern verlieren, aber diese sind biologisch abbaubar. Zudem bestehen sie nicht aus Erdöl und sind weniger bedenklich für deine Gesundheit. Selbst Sportkleidung stellen einige Labels aus Naturfasern her.

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Verzichte bei Pflegeprodukten oder Kosmetika auf Mikroplastik 

Noch immer enthalten viele Peelings kleine Plastikkügelchen, die schlecht aus dem Abwasser gefiltert werden können. Doch auch in Duschgels, Shampoos, Sonnencremes, Lippenstifte, Puder usw. ist oft Plastik enthalten – in Form von flüssigen Kunststoffen. 

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Meide Plastikverpackungen

Auch wenn wir unseren Plastikmüll (meistens) trennen – auf verschiedenen Wegen landet Plastik dennoch oft in den Gewässern. Dort zerfällt es mit der Zeit in immer kleinere Teilchen: Mikroplastik. Auf Plastik vollständig zu verzichten ist schwierig, aber in vielen Situationen können wir Kunststoffverpackungen locker meiden: Gemüse und Obst gibt es unverpackt in guten Bioläden, auf dem Wochenmarkt oder in der Ökokiste, Plastiktüten kannst du längst durch Stofftaschen und Netze ersetzen, selbst Käse und Wurst sowie deinen Coffee-to-go bekommst du oft in eigene Behälter abgefüllt – und Leitungswasser braucht sowieso kein Plastik.

*Mehr Infos unter: https://www.sciencedirect.com

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